Europaweit erste Notrufstele eingeweiht

(tom) Seit kurzem steht vor der neuen Feuer- und Rettungswache 5 in Möhringen eine Stele, die auf den europaweit gültigen Notruf 112 aufmerksam macht. Zur feierlichen Einweihung dieser Stele war auch die Freiwillige Feuerwehr Weilimdorf eingeladen.

In Stuttgart wurde der Notruf 112 bereits im Jahr 1954 eingeführt. Die Landeshauptstadt war damit nach Nürnberg (1948) und Hamburg (1952) die dritte Stadt in Deutschland, die den Notruf 112 eingeführt hat. Berlin hat den Notruf 112 übrigens auch 1954 eingeführt. Erst 1973 sei dieses Notrufsystem bundeseinheitlich Standard geworden, erklärt der Amtsleiter der Stuttgarter Feuerwehr Dr. Georg Belge bei der Einweihung der Notruf-Stele vor der neuen Feuerwache 5 in Möhringen.

Im Jahr 1991 hat dann der Rat der Europäischen Gemeinschaft beschlossen, dass die 112 europaweit in allen Mitgliedsstaaten verbindlich eingeführt wird – zusätzlich zu den nationalen Notrufnummern. Seit 1998 müssen die Mitgliedstaaten gemäß den einschlägigen EU-Vorschriften gewährleisten, dass alle Nutzer:in­nen von Festnetz- und Mobiltelefonen die Nummer 112 gebührenfrei anrufen können. Seit 2003 müssen die Telekommunika­tionsbetreiber den Rettungsdiensten Informationen zum Standort des Anrufers übermitteln, um ein rasches Auffinden von Unfallopfern zu ermöglichen. Im Übrigen ist es die Aufgabe der Mitgliedstaaten, die Nummer 112 bei den Bürgern besser bekannt zu machen.

Für Nils Bunjes, Studienleiter beim Europa Zentrum Baden-Württemberg ist es eine Herzensangelegenheit, die 112 bekannt zu machen. Zusammen mit Joachim Spohn, Stuttgarter Bürgerinitiative Rettungsdienst, hat er die Idee, vor der neuen Feuerwache in Möhringen die europaweit erste Euronotruf-Stele aufzustellen, vorangetrieben. „Die 112 ist ein Symbol, das alle Retter miteinander verbindet“, so Bunjes. Und er zieht auch eine Parallele zur Europafahne – die habe einen Sternenkranz, der aus zwölf Sternen bestehe, so Bunjes.

Bunjes erklärt weiter, das derzeit von den rund 270 Millionen Notrufen, die jährlich in der Europäischen Union abgesetzt werden, 56 Prozent über die 112 eingehen. Dass die erste Euronotruf-Stele in Stuttgart stehe, liege daran, dass die 112 hier schon immer viel Unterstützung habe. Die Tatsache, dass die Notrufnummer in der Landeshauptstadt schon vor 70 Jahren eingeführt wurde, sei nur ein Beispiel dafür. „Joachim Spohn ist 2007 ins Europazentrum in Stuttgart gekommen und hat gefragt, warum wir nicht Werbung für die 112 machen.“ Schon ein Jahr später, sei in Stuttgart am 11. Februar der erste Tag des europaweiten Notrufs mit verschiedenen Aktionen begangen worden. 2011 sei in Stuttgart der erste Flyer entstanden, der heute in 15 Sprachen erhältlich ist und auch ins Schwäbische übersetzt wurde. Übersetzt ins Schwäbische hat den Flyer übrigens eine Weilimdorferin – Aline Groß. Der Impuls dazu kam wie Bunjes bei der Vorstellung der Broschüre erklärt hatte, von den Feuerwehrkameraden aus Weilimdorf. Der schwäbische Flyer kam übrigens von Anfang an sehr gut an. „Werbung im Dialekt geht übers Herz“, weiß Bunjes. Kein Wunder, dass es den Flyer inzwischen auch auf „Plattdeutsch“, „Bayrisch“ und anderen Dialekten gibt.

2012 habe die Stuttgarter Feuerwehr als erste Berufsfeuerwehr überhaupt ihre Fahrzeuge mit dem Logo „112 europaweit“ beklebt, berichtet Bunjes weiter. Die Freiwillige Feuerwehr Weilimdorf sei im selben Jahr nachgezogen. Die war damit die erste Freiwillige Feuerwehr europaweit die ihre Fahrzeuge mit dem Aufkleber „112 europaweit“ versehen hat. 2016 gab es anlässlich 30 Jahre Euronotruf eine vielbeachtete Werbeaktion für die 112. Die Höhenretter der Stuttgarter Feuerwehr haben am Fernsehturm das Notruflogo aufgehängt. „Das war das erste Mal überhaupt, dass am Fernsehturm ein Werbebanner aufgehängt wurde“, erzählt Bunjes begeistert. Mit all diesen gemeinsamen Aktionen in Stuttgart sei 112-Bildmaterial geschaffen worden, das nicht nur bundesweit, sondern in den europaweiten Netzwerken für die Bewerbung des Euronotrufs verwendet wurde und selbst seinen Eintrag bei Wikipedia erhalten habe. Die Euronotruf-Stele stehe deshalb in Stuttgart genau richtig, so Bunjes.

Der Sprecher der Bürgerinitiative Stuttgarter Bürgerinitiative Rettungsdienst, Joachim Spohn, Musikpädagoge in Ruhestand, erklärt die Grundidee der Euronotruf-Stele: „Die Stele ist ein Sinnbild für die Triade des Helfens. Die beiden getrennten dreieckigen Pfeiler der Stele stellen auf der einen Seite die Hilfesuchenden und auf der anderen die Hilfeleistenden dar. Die Verbindung beider Pfeiler erfolgt über den blau-gelben 112-Kubus. Dieser repräsentiert die 112-Leistelle, die die Hilfesuchenden mit dem Hilfeleistenden verbindet. Spohn freut sich besonders darüber, dass die Euronotruf-Stele aus der Kooperation der Zivilgesellschaft mit den Gebietskörperschaften entstanden ist und erfolgreich umgesetzt wurde. Die Region Stuttgart sei eben führend in der Bewerbung des Euronotrufs.

„Ich denke es war gut, für die Stele einen so prominenten Standort vor der neuen Wache einzuplanen“, so Belge bei der Enthüllung bei der auch Dr. Pamela Sichel vom Staatsministerium Baden-Württemberg, das die Errichtung der Stele finanziell unterstütz hat, Möhringens Bezirksvorsteherin Evelyn Weis sowie weitere Spender, Vertreter des Europazentrums und der Feuerwehr anwesend waren. Mit dabei waren auch Weilimdorfs Bezirksvorsteher Julian Schahl und Matthias Weber als Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Weilimdorf, bei der sich Bunjes für ihr langjähriges Engagement für den Euronotruf bedankte.

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